Aufgeschnappt

Was man so schnackt

Kennst Du das? Du bist unterwegs und bekommst plötzlich ganz große Ohren, weil Du denkst: Das ist ja lustig, was die oder der da gerade erzählt. Ich liebe es, wenn jemand einen Spruch „raushaut“, der genau die Skurrilität, die Verzwicktheit oder auch das Genussvolle einer Situation trifft. Hier ein paar Begebenheiten, die bei Dir vielleicht auch ein Schmunzeln auslösen:

Kraftstrotzendes Hündchen

Auf meiner fast täglichen Einkaufsmeile: Ein winziges Hündchen, angeleint an einen mächtigen Laternenpfahl. Gerade überlege ich, wie absurd ich das finde, als ich hinter mir eine weibliche Stimme, leicht bayerisch gefärbt, meinen Gedanken aussprechen höre: „Ob der Pfahl das aushält?“ Ich drehe mich um, grinsend, und schaue direkt in ein ebenfalls grinsendes Gesicht. Zwei Fremde – ein Gedanke – wie schön … Gut gelaunt setze ich meine Einkaufstour fort.

Pfiffiges Konto

Irgendwann hat das Einkaufen mein Portemonnaie geleert. Also rein in die Bank und Nachschub holen. Ganz leer heute, stelle ich fest. Gerade tippe ich meine PIN ein, als ich gefühlte zwei Meter entfernt ein fröhliches Pfeifen höre. Nanu, ich bin wohl doch nicht allein, denke ich und schaue in das breite, freundliche Gesicht eines Mannes. „Es ist so ein schönes Gefühl“, sagt er, „wenn das Konto mal ausgeglichen ist.“ Oh ja, da stimme ich ihm zu. Für mich hat ein ausreichend gefülltes Konto etwas Warmes, Wohliges, ein Wohlbehagen wie nach dem Genuss einer üppig gefüllten, auf der Zunge zergehenden Lasagne.

Pollengierige Nase

Ich bin auf dem Weg nach Hause, als ich einen Terriermischling heftig niesen höre. Immer und immer wieder. Seine Besitzerin findet das offenbar gar nicht lustig und schimpft: „Selber Schuld! Warum musst du deinen Riechkolben auch in die Pollen stecken!“ Volltreffer! Das ist etwas für die Rubik Hamburger Schnack im Newsletter Elbvertiefung der ZEIT. Ich schicke den Spruch an die Redaktion, und wenige Tage später erscheint er tatsächlich (mit Angabe meines Namens). Kurz darauf erhalte ich die E-Mail einer Unbekannten: „Ach, Sie waren das! Ich erinnere mich, dass sie neben mir standen, als ich meine Resi ausgeschimpft habe. Wie schön, meine Worte in der ZEIT wiederzufinden.“ Wunderbar, wenn man Menschen mit ein paar Sätzen glücklich machen kann. Ich hoffe, auch Resi geht es gut. Vielleicht freut sie sich ja schon auf den Frühling, wenn die duften, betörenden Pollen wieder ihren Riechkolben kitzeln.

Scheinbar oder anscheinend?

In der Scheinbar ist viel los

Zeilensprung: GESCHICHTEN RUND UMS TEXTEN

Sie ist seit Jahren angesagt: die Scheinbar. Tag und Nacht tummeln sich dort die unruhigen Zeitgeister. Auch meine Freundin Pia, mit der ich mich gern auf einen Gin Tonic treffe. Sie hat immer viel zu erzählen, vor allem von ihren Erlebnissen beim Gassigehen mit ihren zwei Hunden.

„Manche Besitzer wissen scheinbar nicht, dass stundenlanges Ballwerfen den Hund süchtig macht.“
„Mona läuft neuerdings so komisch; scheinbar hat sie was mit dem Hinterbein.“
„Prinz spielt scheinbar am liebsten mit Zapfen.“

Ich werde dann immer ganz unruhig. Irgendwann merkt meine Freundin es und fragt, was denn mit mir los sei. „Pia, es heißt anscheinend.“ Dann muss sie lachen und bittet mich, ihr noch mal zu erklären, wo der Unterschied liegt.

Es ist aber gar nicht unbedingt nötig, den zu kennen, denn in den meisten Fällen, in denen das Wort scheinbar benutzt wird, ist anscheinend gemeint. Okay, was kannst Du tun? Ganz einfach: Sag das nächste Mal anscheinend – in den meisten Fällen liegst Du damit richtig!

Du möchtest trotzdem wissen, wo der Unterschied zwischen scheinbar und anscheinend liegt?
Dann schreib mir einfach: Gabriele von Kröcher, info@zeilensprung.net